Akkordarbeit

Autor: Mario Breid
Kategorien: HR Wissen
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1. Was versteht man unter Akkordarbeit?

Akkordarbeit wird mit hoher Geschwindigkeit ausgeführt, damit hohe Stückzahlen in kurzer Zeit produziert werden können. Mitarbeiter werden nicht nach geleisteten Arbeitsstunden bezahlt, sondern wenn sie vorgegebene Stückzahlen produzieren oder die Vorgaben überschreiten. Der Lohn ist also direkt an die Leistung gekoppelt.

Natürlich ist nicht jede Arbeit dafür geeignet, im Akkord durchgeführt zu werden. Die Leistung muss “zählbar” oder “messbar” sein, daher wird diese Form der Arbeit vor allem in produzierenden Betrieben angewendet, wo z.B. Stückzahlen relevant sind. Typische Berufe, die mit Akkordarbeit assoziiert werden, sind in der Produktion zB in der Automobilindustrie zu finden, oder auch im Bereich der Montage- oder Produktionshelfer.  

Der Akkordlohn richtet sich nach der Produktivität des Mitarbeiters und steht im Gegensatz zum Zeitlohn. Zeitlohn bedeutet, Mitarbeiter sind angestellt und Unternehmen bezahlen ein Gehalt für eine vertraglich festgelegte Arbeitszeit.

Beim Akkordlohn wird auch noch unterschieden, ob es sich um einen reinen Leistungslohn oder eine kombinierte Form von Zeit- und Leistungslohn handelt. Ist nur die Leistung relevant, sprechen wir vom sogenannten Geldakkord. Es zählt nur, wie produktiv Mitarbeiter gemessen an den fertiggestellten Stückzahlen sind. Der Zeitakkord setzt sich aus einem Lohnanteil für die verwendete Zeit und einem Anteil für die Produktivität zusammen.

2. Gesetzliche Vorgaben für Akkordarbeit

Damit Akkordlohn überhaupt durchgeführt werden kann, müssen einige Faktoren vorhanden sein. Da Akkord mit Geschwindigkeit zu tun hat, muss der Arbeitnehmer selbst sein Tempo bestimmen können. Es dürfen also keine Maschinen oder Menschen die Produktivität beeinträchtigen. Des Weiteren müssen die Arbeitsschritte wiederholbar sein und alle Voraussetzungen, z.B. Material und eine störungsfreie Umgebung vorhanden sein, damit der Akkordmitarbeiter sein eigenes Tempo bestimmen kann.

Für Akkordarbeit gilt außerdem ein besonderer Arbeitsschutz, daher dürfen zB Jugendliche, Schwangere oder stillende Mütter und Fahrpersonal keine Akkordarbeit durchführen, um gesundheitliche Schäden, Überbelastung oder Unfallgefahr zu vermeiden.

Rechtliche Vorgaben sind in Dienstverträgen, Betriebsvereinbarungen oder auch in Tarifverträgen zu finden, zusätzliche Vereinbarungen müssen schriftlich festgehalten werden. Generell gilt für Akkordarbeit ein verschärfter Arbeitsschutz, weshalb nur noch wenige Branchen Arbeit im Akkord anbieten.

3. Gehalt bei Akkordarbeit

Bei Akkordarbeit ist grundsätzlich das Arbeitsergebnis relevant für den Lohn. Es werden hier zwei Arten von Akkordarbeit unterschieden:

Zeitakkord

Zeitakkord ist die häufiger anzutreffende Form der Akkordarbeit. Der Lohn setzt sich aus einem Grundlohn und einem Akkordzuschlag zusammen, also einer kombinierten Form von Zeit- und Leistungslohn.

Der Arbeitgeber gibt einen Basislohn vor, der aus einer ermittelten Zeit abgeleitet wurde. Der zweite Teil des Lohns ergibt sich aus der messbaren Mehrleistung. Je höher der messbare Output, desto höher der Akkordzuschlag.

Geldakkord

Beim Modell des Geldakkords gibt es keinen Grundlohn. Die Bezahlung erfolgt rein nach Leistung, wir sprechen also von einem reinen Leistungslohn. Je höher der Output in Stückzahlen, Gewicht, Länge oder Volumen, abhängig vom hergestellten Produkt, desto höher der Lohn. Es wird außerdem noch zwischen Einzelakkord bei Leistung einer Person und Gruppenakkord anhand der Leistung einer Gruppe unterschieden. Die gesetzlichen Vorgaben für Geldakkord sind allerdings sehr strikt, daher ist dieses Modell nicht sehr häufig anzuwenden.

4. Vorteile und Nachteile der Akkordarbeit?

Das Prinzip der Akkordarbeit hat sich über die Jahre verändert. Konnte man früher durch höhere Leistung bzw. Geschwindigkeit noch mehr verdienen, sind die Zeitvorgaben von Unternehmen inzwischen sehr knapp kalkuliert, sodass nur unter großer Anstrengung höhere Löhne erzielt werden können. Dennoch gibt es einige Bereiche in der Produktionswirtschaft, die nach wie vor auf Akkordarbeit setzen.

Vorteile:

Die Möglichkeit der leistungsgerechten Entlohnung ist die größte Motivation für Akkordarbeit. Wurde die entsprechende Umgebung geschaffen, um einen reibungslosen Arbeitsprozess zu gewährleisten, können Akkordmitarbeiter ihren Lohn entsprechend steigern. 

Das Unternehmen hat durch die Vorgabezeiten die Möglichkeit, eine sehr genaue Produktionsplanung zur Hand zu haben.

Nachteile:

Durch die knappen Zeitvorgaben muss die Basisleistung sehr hoch sein, um einen höheren Lohn zu erzielen. Das schafft einen großen Leistungsdruck. Hoher Druck führt zu Stress, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Als weitere Folge steigt auch die Unfall- bzw. Verletzungsgefahr. Durch die Überlastung kann es dazu kommen, dass Mitarbeiter absichtlich Störungen herbeiführen, um eine Pause zu erzwingen.

Die sehr straffe Vorgabe führt dazu, dass Mitarbeiter kaum Pausen miteinander verbringen können und damit kein kollegiales Umfeld aufgebaut werden kann. Auch fördert diese Art der Arbeit das Konkurrenzdenken, was besonders im Gruppenakkord zu Problemen führen kann, wenn Teammitglieder nicht gleich gut performen und damit das Ergebnis der Gruppe verschlechtern.

Auch die Qualität leidet unter dem ständigen Druck der Akkordarbeit. Sie kennen vielleicht die sogenannten “Montagsgeräte”. Da die Leistungskurve nicht dauerhaft hoch sein kann, ist mit einem höheren Ausschuss zu rechnen und das Risiko der Nachbearbeitung gegeben, was für Unternehmen hohe Kosten verursachen kann.