Kernarbeitszeit in Deutschland: Nutzen, Einführung & Beispiele

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Eine Gleitzeitvereinbarung mit einer fixen Kernarbeitszeit ermöglicht es Unternehmen, Arbeitszeitregelungen flexibler zu gestalten.

Gleichzeitig werden die Anwesenheit und Erreichbarkeit der Mitarbeiter während bestimmter Zeiten sichergestellt.

In diesem Artikel erfahren Sie, was genau Kernarbeitszeit bedeutet, wie sie mit Gleitzeit vereinbart werden kann und welche rechtlichen Aspekte dabei in Deutschland zu beachten sind.

1. Definition: Was bedeutet Kernarbeitszeit?

Die Kernarbeitszeit oder Kernzeit beschreibt eine festgelegte Arbeitszeit, in der Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz anwesend sein müssen. Sie wird oft mit flexiblen Arbeitszeitmodellen kombiniert – z.B. mit der Gleitzeit.

Wozu dient die Kernarbeitszeit

2. Wozu dient die Kernarbeitszeit?

Die Kernarbeitszeit dient dazu, Planungssicherheit im Unternehmen zu schaffen und die Zusammenarbeit innerhalb von Teams zu erleichtern.

Denn: Während der Kernzeit herrscht für alle Mitarbeiter mit entsprechender Vereinbarung eine Anwesenheitspflicht am Arbeitsplatz.

Dies vereinfacht die Planung von Meetings sowie Teamabstimmungen und stellt gleichzeitig auch feste Erreichbarkeitszeiten für Kunden sicher.

3. Beispiel: Kernarbeitszeit mit Gleitzeit

Gleitzeit bezeichnet ein Arbeitszeitmodell, bei dem ein variabler Gleitzeitrahmen festgelegt wird. Dieser gibt den frühestmöglichen Beginn und das spätestmögliche Ende des Arbeitstages vor.

Zusätzlich dazu wird meist eine fixe Kernarbeitszeit vereinbart. Während dieser Zeit müssen die Mitarbeiter am Arbeitsplatz anwesend sein.

Beispiel

In einem Unternehmen wird eine Gleitzeitregelung mit einer Kernarbeitszeit vereinbart:

  • Gleitzeitrahmen: 7:30 Uhr bis 18:00 Uhr
  • Kernarbeitszeit: 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr

Das bedeutet für die Mitarbeiter:

  • Sie können ihre Arbeitszeit täglich zwischen 7:30 Uhr und 18:00 Uhr erbringen.
  • Zwischen 7:30 Uhr und 10:00 Uhr können sie ihren Arbeitstag beginnen.
  • Zwischen 15:00 Uhr und 18:00 Uhr können sie ihren Arbeitstag beenden.
  • Zwischen 10:00 Uhr und 15:00 Uhr, also innerhalb der Kernarbeitszeit, müssen sie am Arbeitsplatz anwesend sein und ihrer Arbeit nachgehen.

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4. Regelungen zur Kernarbeitszeit in Deutschland

4. 1. Wo ist die Kernarbeitszeit festgehalten?

Gesetz Deutschland

In Deutschland unterliegt die Gestaltung der Arbeitszeit vor allem den Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG). Das ArbZG enthält jedoch keine spezifischen gesetzlichen Vorgaben zu Gleitzeit oder Kernzeit.

Es legt vielmehr den rechtlichen Rahmen fest, innerhalb dessen konkrete Vereinbarungen zu Arbeitszeitmodellen getroffen werden können. Zusätzliche Vorgaben können sich aus dem für Ihr Unternehmen geltenden Tarifvertrag ergeben.

Die konkrete Regelung von Gleitzeit oder Kernarbeitszeit erfolgt in der Regel durch Betriebsvereinbarungen oder individuelle Arbeitsverträge. Unternehmen haben somit die Möglichkeit, die Gleitzeit mit Kernarbeitszeit innerhalb des gesetzlichen Rahmens so zu gestalten, dass sie sowohl den betrieblichen Anforderungen als auch den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht wird.

4.2. Wie wird die Kernarbeitszeit vereinbart?

Grundsätzlich erfordert die Einführung von Kernarbeitszeiten in Unternehmen eine schriftliche Vereinbarung.

In Unternehmen mit Betriebsrat wird die gleitende Arbeitszeit mit einer Kernzeit durch eine Betriebsvereinbarung festgelegt.

Denn der Betriebsrat hat bei Arbeitszeitregelungen ein weitreichendes Mitbestimmungsrecht. Dieser muss der Einführung oder Änderung von Gleitzeitregelungen im Unternehmen zustimmen (vgl. § 87 Abs. 1 Nr. 2 Betriebsverfassungsgesetz).In Unternehmen ohne Betriebsrat sollte eine schriftliche Gleitzeitvereinbarung mit jedem Arbeitnehmer einzeln getroffen werden – entweder im Arbeitsvertrag oder in einer eigenen Zusatzvereinbarung.

4.3. Wie lange darf die Kernarbeitszeit sein?

Die Dauer der Kernarbeitszeit wird nach Sinnhaftigkeit und Bedarf des Unternehmens gewählt.

Sie sollte jedoch in der Regel maximal 75% der vereinbarten täglichen Normalarbeitszeit betragen. Das bedeutet: Für eine Vollzeitbeschäftigung mit 8 Stunden pro Tag sollte die Kernzeit maximal 6 Stunden pro Tag betragen.

Dies stellt sicher, dass ausreichend Raum für ein Gleiten in der Arbeitszeit und Flexibilität vorhanden ist.

Die timr Zeiterfassung überwacht präzise die Einhaltung des vorgegebenen Gleitzeitrahmens und der Kernzeiten, identifiziert Abweichungen und stellt sie als Hinweise für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bereit.

Diese Informationen können leicht und zeitnah überprüft werden, um einen kontinuierlichen Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu erleichtern und die Einhaltung der Kernzeiten effektiv zu gewährleisten.

5. Was passiert bei einer Verletzung der Kernarbeitszeit?

Wenn ein Mitarbeiter die festgelegte Kernarbeitszeit nicht einhält, ist dies streng genommen eine Verletzung der Anwesenheitspflicht.

In der Praxis wird in solchen Fällen zunächst geprüft, warum die Kernzeit nicht eingehalten wurde.

Verletzung der Kernarbeitszeit

Der Arbeitgeber führt Gespräche mit dem betroffenen Mitarbeiter, um die Ursache zu klären (z.B. Verstöße wegen Verspätungen). Dabei erinnert er den Arbeitnehmer an die Bedeutung der Kernarbeitszeit und weist darauf hin, dass deren Einhaltung Teil der Dienstpflicht ist.

Sollte sich nach einem klärenden Gespräch keine Verbesserung zeigen und tatsächlich auch ein Schaden durch die Verletzung der Kernarbeitszeit entstanden sein, kann der Mitarbeiter ermahnt werden. Mögliche Schäden für das Unternehmen können beispielsweise finanzielle Verluste durch die Verzögerung eines wichtigen Projekts sein.

Wiederholte Verstöße trotz vorheriger Abmahnungen können arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, bis hin zu einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses.

Wenn familiäre Umstände, wie Konflikte mit Kinderbetreuungszeiten, der Kernzeit entgegenstehen, prüfen Arbeitgeber in der Regel, ob die Kernarbeitszeit individuell angepasst werden kann.

Übrigens

Häufig können äußere Umstände, wie Stau, Zugausfälle oder andere Verkehrsstörungen, zu einer Nichteinhaltung der Kernarbeitszeit führen. In diesen Fällen ist eine differenzierte Betrachtung durch den Arbeitgeber angebracht.

6. Kernarbeitszeit bei Homeoffice

Wenn eine Gleitzeitvereinbarung mit Kernzeit für Mitarbeiter besteht, muss die Kernarbeitszeit auch im Homeoffice eingehalten werden.

Das bedeutet: Beschäftigte müssen während der festgelegten Kernarbeitszeit anwesend und erreichbar sein (z.B. über Telefon, E-Mail, Messenger-Programme etc.).

Kernarbeitszeit Homeoffice

7. Kernarbeitszeit bei Teilzeit

Bei Mitarbeitern in Teilzeit hängt die Regelung zur Kernarbeitszeit davon ab, wie ihre Arbeitszeit auf die einzelnen Arbeitstage verteilt ist.

Arbeitet ein Teilzeitmitarbeiter 16 Stunden pro Woche, verteilt auf zwei Anwesenheitstage, entspricht die Dauer eines Arbeitstages der einer Vollzeitkraft (8 Stunden). In diesem Fall wird für ihn in der Regel dieselbe Kernarbeitszeit wie für einen Vollzeitmitarbeiter gelten.

Anders verhält es sich, wenn diese 16 Stunden auf 4 Arbeitstage mit jeweils 4 Stunden verteilt sind. In diesem Fall sollte eine spezielle Regelung zur Kernarbeitszeit vereinbart werden. Mögliche Lösungen dazu könnten zum Beispiel so aussehen:

  • Die betroffene Teilzeitkraft legt ihre 4 Stunden Arbeitszeit innerhalb der vereinbarten Kernarbeitszeit für Vollzeitmitarbeiter – sofern dieser Regelung keine persönlichen Umstände wie Kinderbetreuung entgegenstehen.
  • Es wird für Teilzeitkräfte eine gesonderte Regelung zur Anwesenheit getroffen.
  • Der betroffene Teilzeitmitarbeiter darf nach Erledigung seiner täglich vereinbarten Stunden den Arbeitsplatz verlassen, auch wenn die Kernarbeitszeit noch läuft.
Kernarbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit

8. Kernarbeitszeit und Vertrauensarbeitszeit

Die Kernarbeitszeit und die Vertrauensarbeitszeit unterscheiden sich in ihrer Flexibilität.

So gibt die Kernarbeitszeit ein festes Zeitfenster vor, in dem Mitarbeiter am Arbeitsplatz anwesend sein müssen.

Bei der Vertrauensarbeitszeit hingegen können Beschäftigte ihre Arbeitszeiten selbstständig und eigenverantwortlich einteilen. Der Arbeitgeber vertraut darauf, dass die Mitarbeiter die vereinbarten Ziele und Aufgaben termingerecht erfüllen.

Schon gewusst

Auch bei Vertrauensarbeitszeit ist die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung einzuhalten und Beschäftigte müssen ihre Arbeitszeiten aufzeichnen.

9. Das sind die Vorteile und Nachteile von Kernarbeitszeit

vorteile nachteile kernarbeitszeit

Vorteile
für Arbeitgeber

  • Effizientere Meetingkultur
  • Bessere Koordination von Terminen
  • Gesteigerte Attraktivität als Arbeitgeber
  • Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation
  • Förderung der Kommunikation und Zusammenarbeit im Team·   Bessere Abdeckung in Stoßzeiten und schnellere Reaktionszeiten

Vorteile für Arbeitnehmer

  • Klarer zeitlicher Rahmen für Termine mit Kollegen
  • Bessere Work-Life-Balance und damit höhere Motivation
  • Effektivere Kommunikation durch Anwesenheit aller Mitarbeiter
  • Bessere Erreichbarkeit der Kollegen
  • Feste Zeiten für den Austausch mit externen Kontakten
  • Mehr Ruhe für konzentrierte Arbeiten außerhalb der Kernarbeitszeit

Nachteile für
Arbeitgeber

  • Eingeschränkte Flexibilität (z.B. für spontane Meetings)
  • Höherer Verwaltungsaufwand bei der Überprüfung der Kernarbeitszeit
  • Mögliche Schwierigkeit, ausreichend Arbeitsplätze für alle Mitarbeiter gleichzeitig bereitzustellen

Nachteile für
Arbeitnehmer

  • Mögliche fehlende Berücksichtigung individueller Bedürfnisse
  • Mögliche fehlende Anpassung an den individuellen biologischen Rhythmus
  • Anwesenheitspflicht zu bestimmten Zeiten und dadurch eingeschränkte Freiheit