Telearbeit in Deutschland
Egal, ob Sie die Einführung von Telearbeit in Ihrem Unternehmen in Erwägung ziehen oder Ihre aktuelle Richtlinie überarbeiten: Erfahren Sie, welche Formen der Telearbeit es gibt und für welche Tätigkeiten sie sich besonders eignen.
Von gesetzlichen Vorschriften über Datenschutz bis hin zur ergonomischen Ausstattung: Wir zeigen, worauf Sie als Arbeitgeber achten müssen, damit Telearbeit erfolgreich umgesetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Telearbeit?
Telearbeit umfasst verschiedene Arbeitsmodelle, bei denen Mitarbeiter ihre Aufgaben vollständig oder teilweise außerhalb des Unternehmensstandortes erledigen.
Ob an einem fest eingerichteten Arbeitsplatz von zuhause aus oder flexibel von überall – Telearbeit bietet Ihnen und Ihrem Team Möglichkeiten für ein flexibles Arbeiten.
Unterschied zwischen Telearbeit, Home Office & Mobile Arbeit
Im Bereich der Telearbeit gibt es zahlreiche Begriffe, die oft synonym verwendet werden, sich aber in ihrer Bedeutung unterscheiden. Ein präzises Verständnis ist besonders wichtig, wenn Sie Einzel- oder Betriebsvereinbarungen erstellen möchten:
Die 3 Formen der Telearbeit
- Teleheimarbeit wird oft auch als “Homeoffice” bezeichnet. Es bedeutet, dass Ihre Arbeitnehmer ihre Arbeitsleistung ausschließlich und in Vollzeit von zuhause aus bzw. einem vorher definierten Ort im privaten Umfeld erbringen.
- Alternierende Telearbeit bezeichnet ein Arbeitsmodell, in dem Ihre Mitarbeiter die Möglichkeit haben, von einem von Ihnen zur Verfügung gestellten Arbeitsplatz oder von zuhause aus ihrer Arbeit nachzugehen. Hierbei kann Ihr Arbeitnehmer je nach Bedarf entscheiden, von wo aus er arbeiten möchte. Auch hier wird umgangssprachlich oft der Begriff „Homeoffice“ verwendet, da es sich um hybrides Arbeiten handelt, bei dem ein Teil der Tätigkeit im privaten Umfeld stattfindet.
- Mobile Telearbeit ermöglicht es Ihren Mitarbeitern, vollkommen ortsungebunden zu arbeiten. Der Arbeitsplatz ist überall dort, wo sich Ihr Mitarbeiter gerade befindet – sei es im Zug, im Flugzeug, zuhause, bei einem Kunden oder im Café.
Experten-Tipp
Legen Sie als Arbeitgeber in Ihren Vereinbarungen klar fest, welche Art der Telearbeit gemeint ist, und vermeiden Sie ungenaue Begriffe wie „Homeoffice“, ohne deren Kontext zu definieren. So schaffen Sie Klarheit und verhindern Missverständnisse.
Beispiele aus der Praxis: Wann macht Telearbeit Sinn?
Die Art der Tätigkeit bestimmt, ob Telearbeit sinnvoll oder möglich ist. Während sie im Produktionsbereich kaum umsetzbar ist, eignet sie sich ideal für Bürotätigkeiten oder andere Aufgaben, die nicht an einen festen Arbeitsort gebunden sind.
So beschäftigt beispielsweise Medgate, Europas größtes ärztliches Telemedizinzentrum, sowohl ärztliches Fach- als auch Hilfspersonal, welches Patienten per App, Telefon oder Video von ihrem Telearbeitsplatz aus betreut. Weitere Beispiele zum sinnvollen Einsatz für Telearbeit:
- Bei hohem Reiseaufkommen: gerade die mobile Telearbeit bietet den Vorteil, flexibel und ortsungebunden arbeiten zu können. So können beispielsweise Arbeitnehmer der Telekom auch von unterwegs ihre Arbeit verrichten und beispielsweise beim Kunden selbst oder auch auf dem Weg dorthin Arbeiten verrichten. Diese Form der Telearbeit eignet sich besonders für Vertriebsmitarbeiter, die oft unterwegs sind und dabei produktiv bleiben können.
- Als Arbeitnehmer Benefit: Wenn sich die Tätigkeit Ihrer Mitarbeiter generell ortsunabhängig gestalten lässt, kann Telearbeit als attraktiver Benefit dienen. Steigern Sie als Arbeitgeber Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit, indem Sie mehr Flexibilität bieten. Die Vorteile reichen von einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben über den Wegfall von Wegzeiten und -kosten bis hin zu einer flexibleren Gestaltung des Arbeitsalltag.
- In Kombination mit anderen flexiblen Arbeitsmodellen: Wenn Ihre Arbeitnehmer bereits weitgehend über die Gestaltung ihres Arbeitstages entscheiden können oder Arbeitszeiten flexibel im Team abgestimmt werden, bietet sich Telearbeit als sinnvolle Ergänzung an. Die Einführung von Telearbeit gestaltet sich in solchen Fällen oft leichter, da die Mitarbeiter bereits an ein gewisses Maß an Flexibilität und Eigenverantwortung gewöhnt sind.
Experten-Tipp
Auch wenn sich gerade die mobile Telearbeit auch für „Workation“ eignet und weitere spannende Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung bietet, ist Vorsicht geboten: Klare Regelungen zu Sozialversicherung, Arbeitsrecht, Steuern und Genehmigungsprozessen sind unverzichtbar. Beginnen Sie klein und finden Sie eine Balance zwischen Flexibilität und Compliance, um rechtliche Risiken und administrativen Aufwand in Balance zu halten.
Worauf Unternehmen bei der Telearbeit achten müssen
Erfahren Sie im Folgenden, welche entscheidenden Punkte Sie als Arbeitgeber vor der Einführung von Telearbeit berücksichtigen und festlegen sollten – damit Telearbeit nicht nur ein Erfolg für Sie und Ihre Arbeitnehmer wird, sondern auch rechtlich auf sicheren Beinen steht.
Haben Ihre Mitarbeiter per Gesetz einen Rechtsanspruch auf Telearbeit?
Ein genereller Rechtsanspruch auf Telearbeit besteht weder für Mitarbeiter noch für Arbeitgeber. Ihre Mitarbeiter können jedoch jederzeit den Wunsch nach Telearbeit äußern – die Entscheidung, diesem nachzukommen, liegt allein bei Ihnen. Überlegen Sie daher proaktiv, ob und in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen Sie Telearbeit anbieten möchten.
Gibt es gesetzliche Regelungen zur Telearbeit?
Unterscheiden Sie klar zwischen Teleheimarbeit, alternierender Telearbeit und mobiler Arbeit. So definiert beispielsweise die Arbeitssättenverordnung § 2 Abs. 7 Telearbeitsplätze beispielsweise als „fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten, für die der Arbeitgeber eine mit den Beschäftigten vereinbarte wöchentliche Arbeitszeit und die Dauer der Einrichtung festgelegt hat“.
Ein Homeoffice-Arbeitsplatz, auch in alternierenden Modellen, fällt beispielsweise klar unter diese Definition. Mobile Arbeit erfüllt diese Definition nicht und fällt daher nicht darunter, was jedoch die Pflicht zur Einhaltung anderer Vorschriften und Gesetze nicht ausschließt.
Prüfen Sie jedenfalls auch immer Ihren anzuwendenden Tarifvertrag auf etwaige Regelungen zum Thema Telearbeit.
Welche rechtlichen Vorgaben müssen, also wann beachtet werden:
- Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes: Unabhängig von der Telearbeitsform gilt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass Höchstarbeitszeiten, Ruhepausen und das Verbot von Sonn- und Feiertagsarbeit eingehalten werden. Halten Sie daher fest, wie die Zeiterfassung in der Telearbeit funktioniert. Eine digitale Zeiterfassung erleichtert dabei sowohl die Erfassung als auch die Kontrolle der Arbeitszeit wesentlich.
- Einhaltung des Arbeitsschutzes: Der Arbeitsschutz muss auch im Rahmen der Teleheimarbeit oder bei alternierender Telearbeit gewährleistet sein. Sie sind als Arbeitgeber verpflichtet, Gefährdungen am Arbeitsplatz zu beurteilen und Mitarbeiter über Sicherheitsmaßnahmen und den richtigen Einsatz der Arbeitsmittel zu unterweisen.
- Datenschutz: Unabhängig davon, welche Form von Telearbeit Sie Ihren Mitarbeitern ermöglichen, empfiehlt es sich, ihnen die erforderlichen Arbeitsmittel wie Laptops und mobile Endgeräte bereitzustellen. So können Sie als Arbeitgeber sicherstellen, dass diese Geräte den Datenschutzanforderungen entsprechen. Achten Sie zudem darauf, dass Ihre Mitarbeiter die datenschutzrechtlichen Vorgaben ihrer Tätigkeit kennen und diese während der Telearbeit einhalten. Dazu gehört beispielsweise, dass keine Dritten, wie Familienangehörige, Zugang zu den Geräten haben und der Zugriff auf Unternehmensdaten nur über eine VPN-Verbindung erfolgt.
- Kostenerstattung: Neben technischen Arbeitsmitteln sollte geklärt werden, ob ergonomische Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt werden. Die Pflicht zur Kostenübernahme kann jedoch variieren, je nachdem, ob die Telearbeit auf eigenen Wunsch des Mitarbeiters erfolgt oder ob beispielsweise kein fester Arbeitsplatz im Unternehmen zur Verfügung steht. Viele Arbeitgeber bieten daher pauschale Vergütungen für ergonomische Ausstattung wie Schreibtisch oder Sessel an.
- Mitbestimmungsrecht: Gibt es in Ihrem Unternehmen einen Betriebsrat, hat dieser ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung der Telearbeit. Dabei betrifft das Mitbestimmungsrecht nur die konkrete Ausgestaltung – also den zeitlichen Umfang, Regelungen zu Arbeitszeiten, Arbeitsort und Erreichbarkeit – nicht jedoch die grundsätzliche Entscheidung, ob Telearbeit angeboten wird.
Experten-Tipp
Eine schriftliche Vereinbarung ist jedenfalls ratsam. Definieren Sie darin die Rechte und Pflichten beider Seiten sowie eine Möglichkeit zur Beendigung der mobilen Arbeit. Eine Widerrufs- oder Kündigungsklausel schafft Flexibilität.
Vorteile & Nachteile der Telearbeit
Um es Ihnen zu ermöglichen, die Entscheidung für oder gegen Telearbeit fundiert abzuwägen, fassen wir im folgenden die wichtigsten Pro- und Contra-Punkte für Sie zusammen:
Vorteile
für Arbeitgeber
- Mögliche Kostenersparnis in Bezug auf Büroräume und Betriebskosten
- Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
- Zugang zu einem breiteren Talentpool durch Ortsungebundenheit
- Erhöhung der Effizienz von reisenden Mitarbeitern durch das Ermöglichen von mobilem Arbeiten
- Berücksichtigung der betrieblichen Erfordernisse durch die Flexibilität in der Gestaltung von Telearbeit
Nachteile für Arbeitgeber
- Höhere Anforderungen an IT-Sicherheit und Datenschutz
- Mehraufwand zur Sicherung von Besetzungszeiten und in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Teamkommunikation
- Erschwerte Einhaltung von Arbeitsschutz- und Arbeitszeitvorgaben
- Zusätzliche Kosten für ergonomische Ausstattung im Homeoffice möglich
- Potenziell höheres Risiko für Datenschutzverstöße
Vorteile für
Mitarbeiter
- Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- Wegfall von Pendelzeiten und -kosten
- Höhere Flexibilität und Autonomie bei der Wahl des Arbeitsortes
- Verbesserte Konzentration durch weniger Ablenkungen
- Möglichkeit zur effizienteren Nutzung von Reisezeiten bei mobiler Arbeit
Nachteile für
Mitarbeiter
- Größeres Risiko der sozialen Isolation in Teleheimarbeit
- Potenzieller Druck zur ständigen Erreichbarkeit
- Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen
- Erhöhte Eigenverantwortung in Bezug auf Einhaltung von Arbeitszeitvorgaben und Datenschutzbestimmungen
Abschließend lässt sich sagen, dass Telearbeit zahlreiche Vorteile, aber auch Herausforderungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sich bringt.
Mit klaren Vereinbarungen, Berücksichtigung rechtlicher Vorgaben und einer durchdachten Umsetzung können Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen von der Flexibilität und Effizienz profitieren, die Telearbeit bietet.