Urlaubsanspruch berechnen: So gelingt’s in Österreich (inkl. Beispiele)

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Jeder Arbeitnehmer in Österreich hat Anspruch auf bezahlten Urlaub pro Arbeitsjahr – unabhängig vom Beschäftigungsausmaß.

Doch wie viele Urlaubstage stehen einem Mitarbeiter tatsächlich zu?

Und was passiert mit dem Urlaub bei einer Kündigung oder im Falle einer Erkrankung?

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie den Urlaubsanspruch berechnen inkl. Beispielen, welche Regeln in Österreich gelten und wie ein anteiliger Urlaub richtig ermittelt wird.

1. Urlaubsanspruch: Wichtige Begriffe erklärt

1.1. Urlaubsentgelt

Das Urlaubsentgelt ist das Gehalt, das Arbeitnehmer während ihres Urlaubs erhalten.

Obwohl sie in dieser Zeit keine Arbeit leisten, haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf die Auszahlung ihres regelmäßigen Lohns (vgl. § 6 Urlaubsgesetz, UrlaubsG).

1.2. Urlaubszuschuss

Der Urlaubszuschuss ist eine zusätzliche Sonderzahlung, die in vielen Kollektivverträgen geregelt ist. Oft wird dies auch als 13. Gehalt bezeichnet.

Anders als beim Urlaubsentgelt besteht beim Urlaubszuschuss kein gesetzlicher Anspruch darauf. Ob und in welcher Höhe der Zuschuss gezahlt wird, hängt vom jeweiligen Kollektivvertrag oder Einzelarbeitsvertrag ab.

1.3. Verjährung

In Österreich verjähren Ansprüche auf Urlaub und Urlaubsentgelt gesetzlich 2 Jahre nach Ende des Urlaubsjahres, in dem der Anspruch entstanden ist. Beim Urlaubskonsum wird dabei immer der älteste noch offene Urlaub verbraucht.

Beispiel

  • Beginn des Arbeitsverhältnisses und Urlaubsjahres: 01. Januar 2023
  • Beginn der Verjährungsfrist: 01. Januar 2024
  • Ende der Verjährungsfrist: 31. Dezember 2025
  • Wird der Urlaub aus dem Jahr 2023 bis zum 31. Dezember 2025 nicht genommen, verfällt der Anspruch.

Ein vollständiger Überblick über die Feiertage in Österreich 2025

2. Wie hoch ist der Urlaubsanspruch?

Jeder Arbeitnehmer in Österreich hat ein Recht auf 5 Wochen bezahlten Urlaub pro Arbeitsjahr (vgl. § 2 Abs. 1 UrlaubsG).

Das Urlaubsausmaß beträgt dabei bei einer 6-Tage-Woche:

Urlaubsanspruch Arbeitsjahr
  • 30 Werktage bei einer Dienstzeit von weniger als 25 Jahren
  • 36 Werktage nach Vollendung des 25. Dienstjahres

Achtung

In Österreich gilt das individuelle Urlaubsjahr bzw. Arbeitsjahr, das mit dem jeweiligen Eintrittsdatum eines Arbeitnehmers beginnt. Das bedeutet, der Urlaubsanspruch erneuert sich nicht zum Kalenderjahr, sondern immer 365 Tage nach dem Eintrittsdatum.

Beispiele

  • Anton beginnt am 01. April 2025 im Unternehmen. Sein erstes Urlaubsjahr dauert vom 01. April 2025 bis zum 31. März 2026.
  • Carina tritt am 18. Juli 2025 in das Unternehmen ein. Ihr erstes Urlaubsjahr dauert vom 18. Juli 2025 bis zum 17. Juli 2026.

3. Wie wird der Urlaubsanspruch berechnet?

Grundsätzlich richtet sich der Urlaubsanspruch nach der Anzahl der Arbeitstage pro Woche – unabhängig vom Beschäftigungsausmaß.

So viel Urlaub steht Arbeitnehmern in Österreich zu:

Arbeitstage pro WocheGesetzlicher Urlaubsanspruch pro Arbeitsjahr
6 Arbeitstage30 Urlaubstage
5 Arbeitstage25 Urlaubstage
4 Arbeitstage20 Urlaubstage
3 Arbeitstage15 Urlaubstage
2 Arbeitstage10 Urlaubstage
1 Arbeitstag5 Urlaubstage

Achtung: Sonderregelungen zum Urlaubsanspruch existieren vor allem für Arbeiten in Schichtbetrieben.

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4. Wann entsteht der Urlaubsanspruch?

Der Urlaubsanspruch entsteht mit Beginn des Arbeitsverhältnisses, allerdings nicht sofort in voller Höhe. Während der ersten sechs Monate des ersten Arbeitsjahres besteht lediglich ein anteiliger bzw. aliquoter Anspruch auf Urlaub – entsprechend der im Arbeitsjahr bereits geleisteten Dienstzeit (vgl. § 2 Abs. 2 UrlaubsG).

Nach Ablauf dieser sechsmonatigen Wartezeit steht den Mitarbeitenden der volle Jahresurlaub zur Verfügung.

Ab dem zweiten Arbeitsjahr wird der gesamte Urlaubsanspruch jeweils zu Beginn des neuen Arbeitsjahres gewährt (vgl. § 2 Abs. 2 UrlaubsG).

Aber wie wird nun der anteilige Urlaubsanspruch ermittelt?

Berechnung anteiliger Urlaubsanspruch bei Vollzeit

Um den aliquoten Urlaubsanspruch bei Vollzeit zu berechnen, wird die Anzahl der Kalendertage bzw. Anstellungstage berücksichtigt.

Die Formel dafür lautet:

Aliquoter Urlaubsanspruch (Vollzeit) =
Gesetzlicher Urlaubsanspruch pro Arbeitsjahr / 365 Tage x Anzahl der Anstellungstage im Urlaubsjahr

Beispiel: Max

Eintrittsdatum06. Juli 2025
BeschäftigungsausmaßVollzeit, 5-Tage-Woche
Urlaubsanspruch pro Arbeitsjahr25 Tage
Ende der 6-monatigen Wartefrist05. Januar 2026

Wie viel Urlaub steht ihm z.B. im Juli und August zu?

Juli

  • 26 Anstellungstage (von 06. bis 31. Juli)
  • Berechnung: 25/365 x 26 = 1,78 Urlaubstage
  • Ergebnis: Im Juli hat Max Anspruch auf 1,78 bzw. 2 Urlaubstage.

August

  • 31 Anstellungstage
  • Berechnung: 25/365 x 31 = 2,12 Urlaubstage
  • Ergebnis: Im August hat Max Anspruch auf 2,12 bzw. 2 Urlaubstage.

Max möchte außerdem wissen, ob er ab dem 10. Oktober für 7 Tage Urlaub nehmen kann.

Dafür werden zunächst alle Anstellungstage zusammengerechnet:

Juli26 Anstellungstage (von 06. bis 31. Juli)
August31 Anstellungstage
September30 Anstellungstage
Oktober9 Anstellungstage (von 01. bis 09. Oktober)
Gesamt96 Anstellungstage

Und nun werden diese in die Formel eingesetzt:

  • Berechnung: 25/365 x 96 = 6,58 Urlaubstage
  • Ergebnis: Vom 06. Juli bis zum 09. Oktober hat Max Anspruch auf 6,58 bzw. 7 Urlaubstage.

Er könnte sich also 7 Tage Urlaub am 10. Oktober nehmen.

Übrigens: Für den Antrag auf 8 Urlaubstage müsste Max auf die Zustimmung seines Vorgesetzten hoffen, da ihm gesetzlich nur 7 Urlaubstage zustehen.

5. Urlaubsanspruch bei Teilzeit

Alle Teilzeitbeschäftigten in Österreich (auch geringfügig Beschäftigte) haben den gleichen Urlaubsanspruch wie Vollzeitkräfte: 5 Wochen bezahlten Urlaub pro Arbeitsjahr.

Da sich der Urlaubsanspruch nach den wöchentlichen Arbeitstagen richtet, hängt die tatsächliche Anzahl der jährlichen Urlaubstage einer Teilzeitkraft von der Anzahl ihrer wöchentlichen Arbeitstage ab.

Beispiel

  • Julian ist in einem Unternehmen in Teilzeit beschäftigt.
  • Er arbeitet 3 Tage pro Woche.
  • Berechnung: 3 Arbeitstage x 5 Wochen = 15 Urlaubstage pro Jahr
  • Ergebnis: Sein Urlaubsanspruch beträgt 15 Urlaubstage bzw. 5 Wochen pro Jahr.

Berechnung anteiliger Urlaubsanspruch bei Teilzeit

Der aliquoten Urlaubsanspruch bei Teilzeit während der 6-monatigen Wartezeit wird in zwei Schritten berechnet:

  1. Zuerst wird der aliquote Urlaub wie bei Vollzeit ermittelt
  2. Im nächsten Schritt werden zusätzlich nach den Teilzeit-Anstellungstage pro Woche aliquotiert.

Die Formel dafür lautet:

Aliquoter Urlaubsanspruch (Teilzeit) =
Aliquoter Vollzeit-Urlaubsanspruch / Vollzeit-Anstellungstage pro Woche x vereinbarte Teilzeit-Anstellungstage pro Woche

Beispiel: Carla

Eintrittsdatum06. Juli 2025
BeschäftigungsausmaßTeilzeit, 3-Tage-Woche
Urlaubsanspruch pro Arbeitsjahr15 Tage
Ende der 6-monatigen Wartefrist05. Januar 2026

Carla möchte wissen, wie viele Tage Urlaub sie am 10. Oktober nehmen kann.

Schritt 1: Aliquoter Vollzeit-Urlaubsanspruch

  • 25/365 x 96 = 6,58 Urlaubstage

Schritt 2: Aliquoter Teilzeit-Urlaubsanspruch

  • Berechnung: 6,58/5 x 3 = 3,95 Urlaubstage
  • Ergebnis: Vom 06. Juli bis zum 09. Oktober hat Carla Anspruch auf 3,95 bzw. 4 Urlaubstage.

Mit einer digitalen Urlaubsverwaltung haben Ihre Mitarbeiter jederzeit eine Übersicht über ihr aktuelles Urlaubssaldo und ihre Urlaubsanträge.

6. Was passiert, wenn Arbeitnehmer im Urlaub krank sind?

Erkrankt ein Arbeitnehmer während seines Urlaubs, hängt es von bestimmten Voraussetzungen ab, ob der Urlaub durch die Krankheit unterbrochen wird und die entsprechenden Tage nicht als Urlaubstage gelten(vgl. § 5 UrlaubsG):

  • Die Erkrankung dauert länger als 3 Kalendertage.
    • Wichtig: dauert sie bis 3 Tage, ist dies als normaler Urlaubsverbrauch zu werten, obwohl der Mitarbeiter krank war.
  • Die Erkrankung darf nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeigeführt werden.
  • Der erkrankte Arbeitnehmer muss seinem Arbeitgeber den Krankenstand spätestens nach 3 Tagen mitteilen.
  • Bei Wiederantritt des Dienstes muss der Arbeitnehmer die Bestätigung des Krankenstands beim Arbeitgeber vorlegen.

Achtung

Eine krankheitsbedingte Unterbrechung des Urlaubs verlängert den Urlaub nicht automatisch nach hinten. Sobald der vereinbarte Urlaub vorbei ist oder der Arbeitnehmer gesund ist, muss er wieder arbeiten gehen. Möchte der Mitarbeiter die versäumten Urlaubstage nachholen, muss er dies mit dem Arbeitgeber neu absprechen.

7. Häufig gestellte Fragen

Können Arbeitnehmer auf Urlaub gehen, wann sie wollen?

Grundsätzlich ist Urlaub im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu vereinbaren. Daher sollten Arbeitnehmer den gewünschten Urlaubszeitraum rechtzeitig mit dem Arbeitgeber abstimmen. In bestimmten Ausnahmefällen ist jedoch ein einseitiger Urlaubsantritt durch den Mitarbeiter möglich, beispielsweise im nachweislich notwendigen Fall der Pflege eines Kindes.

Kann Geld statt Urlaub vereinbart werden?

Nein, während eines aufrechten Dienstverhältnisses ist es gesetzlich nicht erlaubt, Urlaub in Geld umzuwandeln. Denn: Urlaub dient der Erholung.

Eine Ausnahme gilt nur, wenn das Arbeitsverhältnis endet – in diesem Fall wird nicht genommener Urlaub am Ende ausbezahlt.

Was passiert mit dem Urlaub bei einer Kündigung?

Endet das Dienstverhältnis eines Arbeitnehmers, steht in der Regel nicht der gesamte jährliche Urlaubsanspruch zu. Stattdessen wird der anteilige Urlaubsanspruch für das laufende Urlaubsjahr entsprechend dem Austrittsdatum aliquot berechnet.

Bleibt am Ende des Dienstverhältnisses dann noch Urlaub übrig, erhält der Mitarbeiter dafür eine finanzielle Ausgleichszahlung. Diese wird als Urlaubsersatzleistung bezeichnet. Wurden hingegen bereits mehr Urlaubstage verbraucht, als anteilig zustehen, kann der Arbeitgeber diese übermäßig in Anspruch genommenen Urlaubstage von der Endabrechnung abziehen.